Wenn sich die Sonne über der Lausitz zeigt und die Eisarena in Hockeytown – unser stolzes Wohnzimmer – eine Pause einlegt, kehrt bei den Lausitzer Füchsen trotzdem längst keine Ruhe ein. Im großen Sommerinterview haben wir mit Kapitän Clarke Breitkreuz über die vergangene Saison, seine Rolle als Führungsspieler, die Veränderungen im Team und seine ganz persönliche Verbindung zu Weißwasser gesprochen.
Der 32-jährige Deutsch-Kanadier geht mit viel Erfahrung, Ehrgeiz und Herzblut in seine nächste Saison im Fuchsbau – und macht dabei deutlich: Die Füchse haben noch viel vor.
Clarke, du bist nun – mit einer kurzen Unterbrechung – seit sechs Spielzeiten in Weißwasser. Was bedeutet dir dieser Standort persönlich?
Weißwasser ist für mich in den letzten Jahren zur Heimat geworden. Unsere beiden Kinder wurden hier geboren – in Görlitz und Weißwasser – und für meine Familie ist es der Lebensmittelpunkt. Ich habe viele Freunde gewonnen und mag die Region mit ihren zahlreichen Seen sehr. Es ist einfach schön hier.
Mit 39 Punkten und 17 Toren warst du vergangene Saison Topscorer der Füchse. Wie blickst du auf deine persönliche Leistung zurück?
Es war ein besonderes Jahr mit einer für mich persönlich sehr guten Leistung. Auf meine Punkte bin ich wirklich stolz. In jeder Saison gibt es viele Einflussfaktoren – etwa die eigene Gesundheit oder auch die Frage, in welcher Reihe man spielt. Ich hatte da wirklich Glück, mit Lane und Roope zusammen auf dem Eis zu stehen. Wir haben sehr gut harmoniert und gemeinsam viele Punkte gemacht. Der Anspruch in der DEL2 ist mittlerweile enorm hoch – und ganz ehrlich: Ich werde ja auch nicht jünger. Umso mehr freut es mich, dass ich meinen Teil zum Erfolg des Teams beitragen konnte.
Was war dein persönliches Highlight der vergangenen Saison?
Während meiner Verletzung habe ich ein Auswärtsspiel gegen Kassel im Fernsehen verfolgt. Der Sieg dort war ein echter Gänsehautmoment. Die Art, wie das Team aufgetreten ist, hat mich unglaublich stolz gemacht. Da wurde mir noch einmal bewusst, wie besonders diese Mannschaft ist – und dass ich ein Teil davon bin.
Als Kapitän formst du jedes Jahr ein neues Team – oft mit vielen neuen Gesichtern. Wie schwer oder einfach fällt dir das?
In den letzten Jahren war das tatsächlich relativ einfach für mich. Wir hatten ein starkes Teamgefüge mit mehreren Führungsspielern – zum Beispiel Sebastian Zauner, Roope Mäkitalo oder auch Dominik Bohac. Wenn solche Leader das Team verlassen, ist das nicht nur sportlich ein Verlust, sondern macht mich ehrlich gesagt auch ein bisschen traurig. Man wächst ja eng zusammen. Aber ich bin überzeugt, dass Jens Baxmann wieder charakterstarke Jungs finden wird, die menschlich und sportlich zu uns passen. Und mit Lane Scheidl, Eric Valentin oder auch Charlie Jahnke haben wir bereits jetzt Spieler im Kader, die Führungsrollen übernehmen und viel Verantwortung tragen können.
Mit John Broda und Filip Reisnecker wurden bereits zwei neue Stürmer verpflichtet. Kennst du die beiden?
Persönlich kenne ich sie nicht, aber von John habe ich viel Gutes gehört – ein sehr schneller Spieler mit starkem Schuss. Schön, dass er in seine Heimat zurückkehrt. Filip kenne ich aus der DEL2. Auch er ist sehr talentiert und torgefährlich. Ich bin sicher, beide werden uns mit ihrer Qualität enorm helfen. Baxi hat mit diesen zwei deutschen Stürmern wirklich einen guten Job gemacht.
Im Tor bleibt Anthony Morrone. Ihr versteht euch auch abseits des Eises sehr gut. Wie wichtig ist so eine Verbindung für das Teamgefüge?
Anthony ist ein richtig lustiger Typ, wir sehen uns jeden Tag – und als Goalie bringt er bei jedem Training und jedem Spiel ein enormes Selbstbewusstsein mit aufs Eis. Gleichzeitig ist er unglaublich herzlich und schafft es, die Jungs immer wieder zum Lachen zu bringen. Es ist einfach ein gutes Gefühl, ihn im Tor zu wissen. Durch seine positive Ausstrahlung ist er bei allen beliebt und übernimmt ganz selbstverständlich eine Führungsrolle – sowohl auf dem Eis als auch in der Kabine. Ich finde es super, dass er bei uns geblieben ist.
Hast du im Sommer noch Kontakt zu den Trainern oder zum sportlichen Leiter – oder lasst ihr euch gegenseitig in Ruhe?
(Lacht) Bisher lassen wir uns in Ruhe. Aber ich weiß: Wenn ich etwas brauche, kann ich jederzeit anrufen. Der Sommer gehört erstmal der Familie. Trotzdem treffe ich mich hier in Weißwasser ab und zu mit André Mücke und Jens Baxmann zum Inlinehockey – aber da reden wir nicht über die neue Saison. Das macht Baxi in seiner Arbeitszeit.
Die Derbys gegen Dresden fallen nach deren Aufstieg weg. Was wirst du an diesen Duellen besonders vermissen?
Ich bin schon etwas traurig, dass es die Duelle gegen Dresden nicht mehr geben wird. Das waren immer besondere Spiele – mit großartiger Stimmung in zwei richtig lauten Hallen. Außerdem war es unsere kürzeste Auswärtsfahrt. Aber man muss sagen: Dresden hat den Aufstieg von Anfang an verdient. Jetzt können sie sich in der PENNY DEL beweisen, und dafür wünsche ich ihnen wirklich viel Erfolg.
Mit der Düsseldorfer EG kommt ein großer Name in die DEL2. Was denkst du darüber?
Düsseldorf in der DEL2 bedeutet für uns erst mal eine zusätzliche lange Busfahrt (lacht). Sportlich gesehen waren sie in den letzten Jahren ein absolutes Top-Team. Der Standort bringt frischen Wind und neue Spannung in die Liga. Für einen Absteiger ist es natürlich nie leicht, sich in einer neuen Liga zurechtzufinden, aber ich bin sicher, sie haben einen klaren Plan und werden schnell verstehen, wie die DEL2 funktioniert.
Zurück zum privaten Clarke: Du sagst, du fühlst dich in der Lausitz heimisch. Was schätzt du besonders an Weißwasser und der Region?
Wie gesagt: Die vielen Seen erinnern mich an meine Heimat in Kanada. Ich liebe die Natur, die Ruhe und die Offenheit der Menschen. Das Ländliche liegt mir sehr und ich genieße es.
Was unternimmst du mit deiner Frau Janine und euren Töchtern in der spielfreien Zeit?
Wir sind viel draußen – Wandern, Schwimmen, Radfahren. Und wir grillen gern. An langen Wochenenden erkunden wir gern auch mal die Natur in Polen. Wir lieben das Leben an der frischen Luft.
Was ist deine liebste Sommersportart?
Ganz klar: Golf. Es entschleunigt, ist draußen und bringt mich mental runter. Ich genieße das sehr.
Gibt es schon Urlaubspläne für den Sommer 2025?
Noch nichts Konkretes. Wir wollen auf jeden Fall auch unsere Familien besuchen.
Wird der Sommer so wie 2023 – viele Hochzeiten, wenig Schlaf?
(Lacht) Mindestens eine Hochzeit steht an – wir sind Ende Juli bei ...(zensiert) eingeladen. Das wird sicher wieder ein intensives, schönes Wochenende.
Wie sieht dein persönliches Off-Season-Programm aus?
Ich trainiere täglich – entweder in der Halle, im Fitnessstudio oder draußen. Laufen, Radfahren und Inlinehockey gehören dazu. Ich will und muss schließlich fit bleiben – das ist Pflicht.
Dein Bruder Brett hat seine Karriere beendet. Seht ihr euch jetzt häufiger oder seltener?
Eher seltener, da er nach Kanada zurück gegangen ist und dort lebt. Aber ich hoffe, wir sehen uns diesen Sommer in meiner alten Heimat wieder.
Wie oft hast du Kontakt zu deiner Familie in Kanada?
Sehr regelmäßig. Über Ostern waren sie sogar hier in der Lausitz, das war schön. Mit meinen Geschwistern telefoniere ich oft – natürlich vermisse ich sie, aber der regelmäßige Kontakt hilft.
Du hast viele Stationen erlebt. Was macht Weißwasser für dich besonders im Vergleich zu anderen Standorten?
Ich habe jeden Standort zu einem anderen Zeitpunkt in meinem Leben erlebt. Weißwasser hat dabei einen entscheidenden Vorteil: Es gibt hier keine großen Staus wie zum Beispiel in Frankfurt oder Kassel, und alles wirkt viel persönlicher. Man kennt die Menschen – selbst beim Einkaufen trifft man bekannte Gesichter. Das passiert dir an großen Standorten eher selten. Ich bin ein offener Typ und schätze genau diese Begegnungen und kleinen Gespräche im Alltag. Der große Unterschied liegt wirklich darin, dass man sich hier einfach begegnet und schnell miteinander ins Gespräch kommt.
Clarki: Schnellfragerunde – kurz & knackig
Lieblingsessen nach dem Spiel?
Weizenbier (lacht)
Serienjunkie oder Buchleser?
Filmjunkie
Sommerurlaub: Berge oder Strand?
Berge
Deine Töchter – Papas Mädels oder Mamas Team?
Hundert Prozent: Papas Mädels
Harte Checks oder filigrane Pässe?
Eher die filigranen Pässe – harte Checks sind nicht mehr so mein Ding...
Outdoor Game oder lieber Spiele in der Halle?
Das Outdoor Game war cool – gern nochmal!
Torjubel: dezent oder Vollgas?
Immer Vollgas!
Lustigster Mitspieler im Team?
War Philipp Ziesche
Musik vor dem Spiel?
Nichts Spezielles
Wenn du ein anderer Spieler sein könntest – wer wärst du?
Sidney Crosby
Abschlussfrage
Clarke, du hast einen Vertrag bis 2027. Was möchtest du bis dahin noch mit den Füchsen erreichen?
Ich möchte auf jeden Fall noch einen richtig starken Playoff-Lauf mit den Füchsen erleben. In den letzten Jahren waren wir schon nah dran, aber am Ende hat es einfach nicht ganz gereicht. Ein Halbfinale ist ein realistisches Ziel – ein Finale bleibt ein Traum.
Ich weiß, dass es hier in Hockeytown das große Ziel ist, eine Mannschaft zu formen, die Tag für Tag kämpft, um Spiele zu gewinnen. Natürlich ist es auch wichtig, in schwierigen Jahren die Klasse zu halten oder die Pre-Playoffs zu erreichen – je nachdem, was die Rahmenbedingungen hergeben. Aber als ehrgeiziger Eishockeyspieler, der jeden Tag aufs Neue die Schlittschuhe schnürt, will man immer mehr.
Mein persönliches Ziel ist es, Jahr für Jahr mehr Spiele zu gewinnen als zu verlieren – und einen Verein mitzugestalten, der sich stetig weiterentwickelt und kontinuierlich wächst.
Danke für das Gespräch – wir wünschen dir und deiner Familie einen großartigen Sommer!
Vielen Dank und einen lieben Gruß an Euch und die Fans.
Auf dem Foto ist Clarke mit seiner Mutter Lorna beim Wandern in der Natur unterwegs.