Off-Season-Talk 4: Was macht eigentlich...

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Marlon Braun – „Ein Eishockeyspieler wird im Sommer gemacht“

Er ist nicht nur ein Gesicht des aktuellen Teams, sondern auch Symbol für die Nachwuchsarbeit in Weißwasser: Marlon Braun. Der 21-jährige Verteidiger hat sich in der vergangenen Saison fest im Kader der Lausitzer Füchse etabliert – ein Eigengewächs, das die Region stolz macht. Wir haben Marlon im Sommer getroffen und sprachen mit ihm – über Rückblicke, neue Ziele und den Spagat zwischen Sommerpause und Saisonvorbereitung.

Die Saison 2024/25 ist jetzt schon eine Weile zu Ende. Du hast insgesamt 54 Spiele im Blau-Gelben Trikot bestritten. Gibt es aus diesen Spielen ein persönliches Highlight, an das du gerne zurückdenkst?

Definitiv die Derbysiege – sie sind für mich immer etwas ganz Besonderes. Wegen der Atmosphäre, der Fans und meiner Heimatverbundenheit. Umso trauriger ist es, dass mit dem Aufstieg von Dresden gleich vier Derby-Kracher wegfallen – das fehlt einfach.

Ein kurzer Rückblick: Du sagtest 2024 in unserem Podcast, dass Du erstmal das Ziel hast, dich im Profibereich zu etablieren. Würdest du, auch in Bezug auf deine Vertragsverlängerung, sagen, dass du im Profibereich angekommen bist?

Ich denke schon, ja. Aber man darf sich nie auf dem Erreichten ausruhen. Ich arbeite weiter an meinen Schwächen und auch an meinen Stärken. Für mich geht’s darum, in der kommenden Saison den nächsten Schritt zu machen, mehr Verantwortung zu übernehmen und mich persönlich und sportlich weiterzuentwickeln.

Gibt es im Sommer etwas, das du bewusst ganz anders machst als in der Saison? Etwas, worauf du dich immer freust?

Das Naheliegendste: Ich stehe im Sommer kaum auf dem Eis. Stattdessen trainiere ich abseits davon deutlich mehr und intensiver als während der laufenden Saison. Der Spruch „Ein Eishockeyspieler wird im Sommer gemacht“ ist für mich keine Floskel – da steckt viel Wahrheit drin. Im Sommer wird richtig hart gearbeitet, um nicht nur die Fitness zu halten, sondern idealerweise noch stärker in die neue Saison zu starten als im Jahr zuvor. Während der Saison kann man dieses Trainingspensum nicht durchziehen – da geht es eher darum, die „Körner“ für die Spiele zu sparen und den Körper nicht zu überlasten.
Was ich aber richtig cool finde: Das Mannschaftstraining direkt vor und während der Saison macht mehr Spaß, weil man in einer größeren Gruppe zusammenarbeitet. Aktuell freue ich mich aber vor allem auf unsere Inlinehockey-Runden – wir spielen zweimal pro Woche mit jeweils acht Feldspielern pro Team und zwei Torhütern. Diese Einheiten machen einfach richtig Laune.

Welches Spiel, in deinem gesamten Leben, würdest du gern noch einmal erleben bzw. spielen?

Ganz klar: das Outdoor-Game in Klingenthal. Diese Atmosphäre, die Location – das war einzigartig und unglaublich. Outdoor auf Eis zu stehen, ist nochmal ein anderes Gefühl.

Du hast bestimmt schon von ein paar Neuzugängen gehört. Gibt es jemanden, den Du schon kennst?

Ja, ich habe natürlich von den Neuzugängen gehört. Persönlich kenne ich Tim Heyter und John Broda. Tim ist ein guter Kumpel von meinem Bruder – die beiden haben von klein auf zusammen hier im Nachwuchs in Weißwasser gespielt. John ist ja ebenfalls ein Weißwasseraner, er hat im Nachwuchs meist eine Altersklasse über mir gespielt. Es ist schön, wenn solche Verbindungen dann auch im Profibereich wieder zusammenführen.

Gibt es Gegner, gegen die Du sehr gerne spielst oder auch einen, der dir öfters mal die Nerven raubt?

Ehrlich gesagt ist mir meistens egal, gegen wen ich spiele. Aber natürlich gibt es Spielertypen, die einen fordern – gerade als Verteidiger. Kleine, schnelle und extrem wendige Spieler sind manchmal unangenehm, weil sie schwer zu kontrollieren sind. Auf der anderen Seite sind auch große Stürmer nicht einfach zu verteidigen – vor allem, wenn sie gut ihre Reichweite nutzen und den Puck stark abschirmen. Das ist dann immer eine individuelle Herausforderung.

Was waren Deine größten Herausforderungen auf Deinem Weg zum Profi?

Der größte Schritt war definitiv die Umstellung auf das deutlich höhere Tempo – von einer Liga zur nächsten. Ich musste lernen, schneller zu agieren und zu reagieren, sowohl körperlich als auch im Kopf. Das geht nicht von heute auf morgen. Je höher das Niveau, desto schneller muss man Entscheidungen treffen. Das war und ist eine Herausforderung, an der man ständig arbeiten muss.

Wie bereitest Du Dich auf ein Spiel vor und wie gehst Du mit Drucksituationen um?

Ich habe meine festen Routinen – wie die meisten Spieler. Ich mache mein Warm-up und nehme mir vor dem Spiel noch einen Moment, um mich zu fokussieren. In Drucksituationen hilft mir vor allem, einen kühlen Kopf zu bewahren und mich nicht verrückt zu machen. Ich versuche, mich auf die jeweilige Situation zu konzentrieren und alles drumherum auszublenden. Zu viel Grübeln bringt da nichts – man muss im Moment bleiben.

Was ist Deine wichtigste Erfahrung, die Dich stark geprägt hat – sportlich oder persönlich?

Sportlich hat mich vor allem eines geprägt: dass es auch nach schwierigen Phasen immer wieder bergauf geht – egal, ob es dabei um das Team geht oder um mich persönlich. Wichtig ist, dranzubleiben, fokussiert zu bleiben und weiter hart zu arbeiten. Dann zahlt sich das irgendwann aus – ist zumindest meine Erfahrung.

Was sind Deiner Meinung nach Vor- und Nachteile des Lebens als Profispieler?

Ein riesiger Vorteil ist natürlich, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte. Ich liebe das, was ich tue. Und der Alltag ist nicht so starr wie in einem klassischen 9-to-5-Job. Man erlebt jedes Jahr neue Mitspieler, neue Persönlichkeiten – das ist etwas, das viele andere Berufe nicht bieten.
Auf der anderen Seite bringt der Job auch Unsicherheiten mit sich – zum Beispiel, wenn man nicht weiß, wo es in der nächsten Saison hingeht. Die langen Busfahrten können auch mal anstrengend werden, und das Verletzungsrisiko ist im Vergleich zu vielen anderen Jobs deutlich höher. Aber unterm Strich überwiegen für mich ganz klar die positiven Seiten.

Welche Rolle spielen soziale Medien für Dich als Sportler? Siehst du sie eher als Chance oder manchmal auch als Belastung?

Ich würde nicht sagen, dass mich soziale Medien belasten. Klar, man muss lernen, mit Kritik umzugehen – gerade wenn es sportlich mal nicht so läuft. Aber das gehört dazu. Für mich überwiegen die positiven Seiten: Ich kann Highlights und Ergebnisse von anderen Spielen verfolgen oder mich auch mal einfach ablenken. Man muss halt wissen, wie man damit umgeht.

Die Lausitzer Füchse setzen stark auf junge Spieler. Wie erlebst du das Vertrauen, das dir und anderen jungen Spielern entgegengebracht wird – und wie nimmst du deine Rolle in dieser Identität wahr?

Für uns junge Spieler ist das eine richtig gute Situation. Wir bekommen hier früh Verantwortung übertragen und vor allem auch Eiszeit – und das ist im Profisport nicht selbstverständlich. Es hilft extrem, sich in einem solchen Umfeld weiterzuentwickeln. Wenn du regelmäßig spielst, lernst du nicht nur schneller, sondern wächst auch an deinen Aufgaben.
Gleichzeitig stärkt das Vertrauen vom Trainerteam und Verein natürlich auch das Selbstbewusstsein. Du weißt: Du bist nicht einfach nur dabei, sondern spielst eine wichtige Rolle im Team. Auch der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft profitiert davon – gerade weil hier viele junge Spieler gemeinsam durch diese Entwicklung gehen. 

Wo siehst du dich – sportlich und persönlich – in den nächsten drei Jahren? Gibt es ein Ziel, das du klar vor Augen hast?

Ich möchte mich stetig weiterentwickeln, mehr Verantwortung übernehmen und sportlich immer nach dem Höchsten streben. Einen konkreten Drei-Jahres-Plan habe ich nicht – aber ich habe den Anspruch, jedes Jahr besser zu werden. Wo der Weg dann genau hinführt, wird sich zeigen.

Marlon unplugged – Eisfrei & Ehrensache

Was machst du an einem perfekten freien Sommertag zuerst?
Ab an den See – und angeln.

Deine Lieblingseissorte?
Pistazie.

Lustigster Teamkollege in der Kabine?
Philip Ziesche – letzte Saison war er unschlagbar.

Was bringt dich zum Lachen?
Abende mit meinen besten Kumpels.

Suchtfaktor: TV-Serien oder Bücher in der Sommerpause?
Nichts davon aktuell.

Netflix, Playstation oder Natur?
Natur.

Deine verrückteste Auswärtsfahrt?
Mit der U17 der Eisbären in Moskau – wir standen mit dem Bus so lange im Stau, dass wir aussteigen und mit der Metro zum Stadion fahren mussten.

Sommertraining lieber daheim oder im Teamlager?
Trainingslager mit dem Team.

Deine Musikrichtung?
irgendwo zwischen vielen Genres.

Wer gewinnt beim Kochduell – und wer verliert?
Gewinner: keine Ahnung. Verlierer: mein ehemaliger Mitbewohner Z (lacht).

Deine Superkraft fürs Spiel?
Teleportieren – um offensiv in freie Räume zu kommen.

Dein perfekter Gammeltag?
Ausschlafen – und angeln.

Drei Worte, die dich beschreiben?
Solche Antworten klingen irgendwie immer ein bisschen arrogant, aber wenn ich's runterbrechen müsste: entspannt, naturverbunden und fokussiert.

Coolster Moment deiner Karriere?
Das Outdoor Game.

Wer wäre dein Kandidat für „Schlag den Star“ aus dem Team?
Tim Sezemsky – der unterhält einfach die Massen.

Wenn du nicht Profi wärst, wärst du…?
Förster.

 

Heimat Weißwasser

Gibt es einen Ort in Weißwasser, an dem du einfach abschalten kannst?

Am meisten zur Ruhe komme ich, wenn ich meine Familie besuche. Dort kann ich den Kopf ausschalten, runterkommen und einfach mal durchatmen – ganz ohne Trubel.

Wie schwer war es, in Weißwasser Schule und Sport unter einen Hut zu bringen?

Im Vergleich zur Sportschule war das hier definitiv anstrengender. Dort war der Tagesablauf viel stärker auf Leistungssport abgestimmt – Training war zum Beispiel teilweise direkt in den Schulalltag integriert. In Weißwasser musste ich deutlich mehr organisieren und Kompromisse eingehen, um beides unter einen Hut zu bekommen.

Bist du eher jemand, der einen engen Freundeskreis hat – oder auch der große Teamplayer privat?

Ich würde sagen, ich bin im Privaten eher jemand mit einem kleinen, festen Freundeskreis. Mir sind enge, ehrliche Freundschaften wichtig. Im Team bin ich natürlich voll dabei, aber privat mag ich’s eher ruhig.

Wohin würdest du gerne mal reisen, wenn du richtig Zeit hast?

Dann würd ich super gern ’nen Roadtrip durch die USA machen. Mich reizt einfach diese riesige Weite, die Natur und das Gefühl, einfach loszufahren – ohne festen Plan, einfach schauen, wo’s einen hinverschlägt. Das hätte was.

Marlon, danke für deine Zeit und die Antworten auf die vielen Fragen.
Genieße den Sommer und wir freuen uns auf den Saisonstart mit Dir und dem Team.

Danke euch, hat Spaß gemacht! Ich wünsche allen einen schönen Sommer – wir sehen uns dann hoffentlich gut erholt und voller Vorfreude zum Saisonstart in der Eisarena. Bis bald!